An diesem Wochenende war ich auf einer Konferenz im Süden Deutschlands. Ich durfte ein Seminar zum Thema Singles in Gemeinde geben. Sagt man das so? Vielleicht hab ich es auch einfach nur angeboten oder durchgeführt;). In diesem Seminar saßen die unterschiedlichsten Menschen, egal ob Single, geschieden, verheiratet, verwitwet oder über viele Jahre Single, und erst seit kurzer Zeit in einer Beziehung.

Wir sprachen über das Leben als Single, die Vor- und Nachteile, und auch über Möglichkeiten Singles vor allem im Kontext Gemeinde zu ermutigen und zu unterstützen. Einer der Teilnehmer fragte mich wie viele Singles meiner Meinung nach wohl „na klar!“- Singles seien. Darüber kamen wir in der Gruppe ins Gespräch.

Aber mal ehrlich: bist du mit vollem Herzen Single? Immer und zu jeder Zeit? Ich bin nicht sicher wie viele Singles von sich selbst behaupten würden, dass sie immer nur gern Single seien. Ist ja auch nicht jeder Partner in einer Beziehung immer und zu jeder Zeit ein „na klar!“- Partner – denn Beziehung kann manchmal auch anstrengend und hart sein. Und genauso ist es im Singleleben denke ich. Ja, oft bin ich fröhlich mit all den Freiheiten und Möglichkeiten, die mir das Leben allein bringt. Dennoch gibt es Momente, in denen mir das Leben alleine schwer fällt. Und ich glaube, dass es wichtig ist, dass diese Gefühle ihren Platz erhalten. Mich zwanghaft ablenken und die Gefühle verdrängen bringt mich nicht weiter. Und deshalb ermutige ich Andere in ihrer Gemeinde, aber vor allem auch in Freundschaften und anderen zwischenmenschlichen Kontakten, Raum zu lassen. Raum zu lassen für diese ganze Palette an Gefühlen, die manchmal so plötzlich kommt. Die Sehnsucht nach einem Partner, sich das Gefühl von Einsamkeit einzugestehen, von Angst, und das auch mal stehenlassen zu können. Nicht gleich überspringen und übergehen, sondern aushalten lernen.

Blöd nur, wenn es dich dann plötzlich wieder selbst (be)trifft, und du dich selbst an deine Ermutigungen halten musst. Denn nur wenige Stunden nach einem tollen Seminar und wundervollen Begegnungen und Gesprächen mit anderen merkte ich wie schwer es mir fällt nach einer vollen und tollen Konferenz nach Hause zu fahren. Mich hat all das was mich erwartet irgendwie überrollt. Während alle anderen daheim von ihren Familien erwartet werden, käme ich allein heim. Und dann geht der gewohnte Kreislauf wieder los: ich muss die Wäsche waschen, mein Kühlschrank ist auch leer – und irgendwie hat mich all das für einen Moment überwältigt. Keiner da, dem ich von meinen Erlebnissen der Konferenz erzählen kann. Keiner mit dem ich die anstehenden Entscheidungen in meinem Leben besprechen, und vor allem teilen und gemeinsam tragen kann! Und während ich an dem Abend Zeit hatte all meine Gedanken zu sortieren und dem so nachspürte, flossen einige Tränen – weil es mich in dem Moment überfordert hat. Und es würde nichts helfen: ich würde am Abend schlafen gehen und am nächsten Morgen würde ich ja doch aufstehen und es irgendwie anpacken und durchziehen müssen.

Dennoch war es irgendwie gut diese Gefühle zu benennen. Und was mir dabei auch noch einmal besonders wichtig geworden ist: versteck dich mit der Scham und Angst und Unsicherheit, die dieser Moment mit sich bringt nicht! Ja, es fühlt sich blöd an. Und ja – es ist hart. Und doch: Ich bin in die Offensive gegangen, und hab meinen engsten Freundinnen später an diesem Abend noch davon erzählt. Denn wenn ich mich damit verstecke und zurückziehe lasse ich zu, dass die Angst die Kontrolle übernimmt und mich einengt – und das will ich nicht!

Und am Ende? Am Ende war ich einen Tag später auf der Heimfahrt und habe einmal mehr erlebt wie Gott mich versorgt. Eine Einladung zum Grillen brachte gleich mehrere Vorteile mit sich: 1. war es egal, dass mein Kühlschrank gerade noch leer ist. Und 2. war während des Essens Zeit, um die letzten Tage mit Freunden noch einmal Revue passieren zu lassen und von unseren Highlights zu erzählen, Erlebnisse zu teilen. Anschließend bin ich erschöpft von der Fahrt und den langen Tagen heim gekommen – trotzdem alleine und trotzdem noch mit einem Korb voller Wäsche und vor mir liegenden Entscheidungen. Aber in dem Wissen, dass ich GESEHEN bin – mit all den Gefühlen, der Überforderung und der Unsicherheit, auch dann wenn ich kein „na klar!- Single bin. Dass Gott mich sieht und versorgt – immer wieder neu, immer wieder überraschend, immer wieder gut!

Rebekka

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